Stadtjubiläum in Königswinter Wenn das Brautkleid zu Kunst wird

KÖNIGSWINTER · Ein ganz besonderes Kunstevent im Rahmen des Königssommers 2019 zum 50-jährigen Stadtjubiläum kommt auf die Königswinterer zu, und eine Ausstellung im Kunstforum Palastweiher gibt bis zum 14. Juli einen Vorgeschmack darauf.

Sie machen neugierig auf den 18. August, wenn die Künstlerin auf dem Marktplatz in Königswinter ihr Projekt „Ja-Wort“ präsentieren wird. „Es haben ja nicht nur die vielen einzelnen Königswinterer Ortschaften Ja zueinander gesagt und sind eine Verbindung eingegangen, sondern es haben im Laufe der Zeit auch viele Menschen den Bund fürs Leben geschlossen“, erläutert Stephan.

Seit Monaten sammelt sie Andenken und Erinnerungsstücke von Königswinterern an ihren Hochzeitstag: Brautkleider, Fotos und anderes. Das eine oder andere hat sie schon in einem Kunstwerk verarbeitet, zu sehen im Palastweiher. So brütet in einem bauschigen Nest aus weißem Tüll ein Lachmöwen-Trio, besser gesagt: Eine brütet, während zwei Männchen das Geschehen argwöhnisch beäugen.

Kein Wunder, liegt da doch neben drei gleich aussehenden Eiern eines, das größer und auch von anderer Farbe ist. Ein Kuckucksei womöglich? „Es sind menschliche Geschichten, die ich hier mit Tieren erzähle“, erklärt die Künstlerin. Sie bringt Dinge, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, in Verbindung und kreiert so eine neue Geschichte – die wiederum der Fantasie des Betrachters überlassen ist. Die tierischen Exponate für das Objekt hat ein Heimatkundemuseum der Künstlerin überlassen, das Brautkleid wiederum hat eine Frau aus Königswinter für das Kunstprojekt zur Verfügung gestellt.

Hausdrachen in alten Vogelkäfigen

„Den Brautschleier trägt die Sau“, sagt Stephan und zeigt schmunzelnd auf den Kopf eines Wildschweins in einer Nische der Wandvertäfelung. Der Schleier mit Blütenkranz stehe der Sau, die sonst in Stephans Atelier haust, ausgesprochen gut, meint die Künstlerin. Titel des Arrangements: „Schwein gehabt“. Weniger Schwein gehabt hat der weiße Fuchs, der unter einem Scherbenhaufen begraben ist – möglicherweise ist Meister Reineke ja einem Polterabend zum Opfer gefallen. Fest steht wohl: „Scherben bringen Glück, aber nur den Archäologen“. Das Zitat von Agatha Christie wurde prompt zum Titel für das Kunstwerk.

Originell sind auch die Hausdrachen, die in alten Vogelkäfigen hausen, die Vogelnester, die jetzt zur Heimat alter Hochzeitsfotos geworden sind, oder die „Zuchthäuser“. Für all diese Arbeiten hat Stephan Dinge miteinander „vermählt“. Die hölzernen Zuchthäuschen mit der Gitterfront zum Beispiel waren ursprünglich Käfige, die Kanarienvogelzüchter fürs Singtraining verwenden. Die Künstlerin hat mehr oder weniger behaglich eingerichtete kleine Wohnstuben daraus gemacht. „Ich habe mir überlegt, wie die Vögel wohl die Käfige einrichten würden, um uns Menschen artgerecht zu halten.“

Neuer Look mit Kunsthaar

In den Wandschränken im Ausstellungsraum sind zahlreiche originelle Kleinkunstwerke zu bewundern. Die Haarhäuschen zum Beispiel: kleine Deko-Vogelhäuschen, denen Stephan unter anderem mit Kunsthaar einen neuen Look verpasst hat. Auch hier erzählt jedes eine Geschichte – mal witzig, mal tiefgründig, stets originell. Welche Werke aus der Ausstellung „Vermählung“ sie ins Kunstprojekt übernimmt, wisse sie noch nicht, so Stephan.

Viele weitere Erinnerungsstücke wurden ihr inzwischen zur Verfügung gestellt, die ebenfalls zu Installationen verarbeitet werden oder Teil des Gesamtkunstwerks werden. Bis August können Hochzeitsandenken abgegeben werden – vor allem würde sich die Künstlerin über weitere Brautkleider oder -accessoires freuen. Arrangiert wird dann alles in zwei alten Wohnwagen, die die Künstlerin im Rahmen des „Dîner en Couleur“ am 18. August auf dem Marktplatz präsentiert.

Mehr Infos im Internet unter www.koenigssommer.de, Stichwort: Ja-Wort, sowie im Kulturbüro Nummer 5 bei Franca Perschen und Helmut Reinelt unter 0173/90605 4 oder 0160/8000591 oder per E-Mail an info@nr5.wildscreen.de.

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