Neujahrsempfang des Stadtsportbundes Sport und Kultur sollen in Bonn an einen Tisch

Bonn · Der Bonner Oberbürgermeister Ashok Sridharan will die verhärteten Fronten zwischen Kultur und Sport aufweichen. Er lädt deshalb zu einem Gespräch ins Alte Rathaus ein.

Oberbürgermeister Ashok Sridharan will Kultur und Sport versöhnen. Im Februar sei ein Runder Tisch im Alten Rathaus geplant, der Beginn eines Dialoges sein solle, erklärte er am Dienstagabend beim Neujahrsempfang des Stadtsportbundes Bonn (SSB). „Mein Wunsch für das neue Jahr ist, Sport und Kultur besser zusammenzubringen“, sagte Sridharan vor rund 120 Gästen beim Tennisclub Blau-Gold Bonn. Dazu könne auch die neue Kultur- und Sportdezernentin Birgit Schneider-Bönninger beitragen, die im Frühjahr ihr Amt antreten werde.

Anlass war eine Rede von Generalmusikdirektor Dirk Kaftan in der vergangenen Woche, in der sich der Chef des Beethoven Orchesters gegen den Begriff „Hochkultur“ gewandt hatte, der bei ihm „eine Art Würgereiz“ verursache. Der SSB reagierte mit einer harschen Pressemitteilung und kritisierte die „immensen Fördermillionen“ für Theater, Orchester und Kunstmuseum. Auch beim Neujahrsempfang ging der scheidende SSB-Vorsitzende Michael Scharf auf den seit Jahren schwelenden Konflikt um die knappen städtischen Ressourcen ein. „Wir Sportler finden Kultur geil“, spitzte Scharf zu. Aber die Stadt müsse die richtigen Prioritäten setzen. Darauf werde man auch in Zukunft immer wieder hinweisen. Aus SSB-Sicht seien neue Bäder wichtiger als Sanierung oder Neubau des Opernhauses, solange „Kinder zu ertrinken drohen, weil sie keinen Schwimmunterricht bekommen haben“.

Um so mehr bedauerte Scharf das Scheitern des Wasserland-Projekts im vergangenen Jahr: Der Bürgerentscheid gegen das neue Hallenbad habe ein „zukunftsweisendes Bäderkonzept“ durchkreuzt und den Schwimmsport in Bonn für lange Zeit zurückgeworfen. 2018 sei deshalb kein gutes Jahr für den SSB gewesen.

100 Millionen Sanierungsstau

Ebenso wie Scharf betonte Oberbürgermeister Sridharan aber auch die Erfolge des abgelaufenen Jahres. So seien vier weitere Tennen- in Kunstrasenplätze umgebaut worden; weitere drei sollen 2019 folgen, was die Gesamtzahl auf 22 erhöht. Die Stadt investiert in die Sanierung der Baseballanlage in der Rheinaue, wo in diesem Jahr die Europameisterschaften ausgetragen werden. Sie hat die Fördermittel für die Vereine um 200 000 auf 1,6 Millionen Euro erhöht und einen Sportentwicklungsplan samt Sanierungskataster vorgelegt. „Ich bin teilweise erschüttert, in welchem Zustand unsere Sportanlagen sind“, räumte der Oberbürgermeister ein. 2019 werde die Verwaltung mit dem SSB reden und eine Prioritätenliste erstellen, nach der Hallen und Anlagen modernisiert werden sollen. Der Sanierungsstau liegt stadtweit bei rund 100 Millionen Euro.

Anders als noch vor einigen Jahren fühle man sich von den Kommunalpolitikern wertgeschätzt, stellte Scharf klar. Ein besonders wichtiges Signal sei gewesen, dass die Ratsmehrheit die umstrittene Sportstättennutzungsgebühr aus dem Entwurf der Stadtkämmerin gestrichen habe. Scharf tritt im Mai nicht erneut als Vorsitzender des SSB an, der nach eigenen Angaben rund 80 000 Sportler vertritt. Nachfolgerin soll Ute Pilger werden.

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