Interview mit Beuels Bürgermeister Deus: Wir haben unnötig Zeit verloren

Im Jahr 2018 wurde das politische Handeln im Stadtbezirk Beuel durch wegweisende Beschlüsse geprägt. Jetzt gilt es, die Pläne in die Tat umzusetzen. Ein Gespräch mit Beuels Bürgermeister Guido Deus.

Guido Déus: In der Stadtverwaltung sitzen an vielen Stellen hoch motivierte Mitarbeiter, mit denen wir vertrauensvoll und gut zusammenarbeiten, dennoch lautet meine Antwort auf Ihre Frage leider eindeutig: ja. Bei einigen Themen geht es nicht voran und das erschwert massiv die dringend erforderliche Weiterentwicklung unseres Stadtbezirks.

Können Sie ein Beispiel nennen?

Déus: Für mich ist aktuell besonders unverständlich, dass die Vermarktung des dringend benötigten Gewerbegebiets Pützchen nicht starten kann, weil die Verwaltung die Leistungsfähigkeit der umliegenden Kreuzungen nicht in den Griff bekommt. Aber auch beim Thema Beschleunigung der Stadtbahnlinie 66 in Höhe des Engpasses Combahnfriedhof haben wir unnötig Zeit verloren.

Woran lag das?

Déus: Die Stadtverwaltung hat den möglichen Umbau der B 56 in diesem Straßenabschnitt jahrzehntelang verschlafen. Da baut sich nicht nur bei mir Frust auf, weil wir die Kritiker dieses Vorhabens nur durch eine überzeugende Ausbauplanung für unser Anliegen gewinnen können. Es geht nicht um eine Beschleunigung des Autoverkehrs, sondern darum, dass die 66 nicht mehr im Stau steht.

Was wäre denn der nächste Schritt, den die Verwaltung tun müsste?

Déus: Die Stadt Bonn hätte längst mit den betroffenen Grundstückseigentümern über den erforderlichen Ankauf Verhandlungen aufnehmen müssen. Ein Lichtblick: Das Verkehrsgutachten zur Beschleunigung des ÖPNV in diesem Abschnitt liegt seit Herbst vor, und ich bin zuversichtlich, dass die Fachverwaltung uns nun kurzfristig eine Beschlussvorlage mit Vorschlägen zur konkreten Ausbauvariante vorlegen wird.

Wie sieht Ihr Fahrplan für die dringend erforderliche städtebauliche Entwicklung des Beueler Ostens aus?

Déus: Wir haben die notwendigen Grundsatzbeschlüsse in der Bezirksvertretung gefasst und haben auch im Bonner Stadtrat mit unseren Forderungen bestehen können. Alle Einzelthemen der beabsichtigten Quartiersentwicklung in direkter Nachbarschaft zu Bonns größtem Gewerbegebiet müssen als großes Ganzes betrachtet werden. Deshalb wird es einige Jahre dauern, bis wir das riesige Quartier östlich des Bahnhofs entwickelt haben. Aber wir müssen jetzt schon damit beginnen, nach und nach die Beschlüsse umzusetzen.

Was ist jetzt als Erstes zu tun?

Déus: Die Verwaltung muss mit dem Schauspiel-Intendanten über die Nutzungsfreigabe für Malersaal und Lampenlager auf dem Gelände der Halle Beuel verhandeln. Beide Flächen werden benötigt, um an dem Quartier an der Siegburger Straßen neue Nutzungsformen ansiedeln zu können. Große Hoffnungen setzte ich auf die Initiative Kulturquartier Beuel, die sich im November aus der bürgerlichen Mitte heraus gebildet hat. Sie will parallel zur Stadt Ideen entwickeln, wie das Areal genutzt werden kann. Und gerade deshalb müssen Flächen für eine schrittweise Entwicklung freigegeben werden.

Wie wird der Stadtbezirk bei dem Streitthema der städtischen Vereinsmieten vorgehen?

Déus: Wir brauchen ein für beide Seiten tragfähiges Konzept. Der Stadtrat hat im Oktober 2018 beschlossen, dass die Mieten für städtische Objekte so lange nicht angehoben werden, bis neue Richtlinien festgelegt sind. Das gilt für einmalige, kurzfristige Anmietungen durch Vereine aber auch für längerfristige Vermietungen. Aufgrund des unsensiblen Umgangs des Städtischen Gebäudemanagements mit dieser Thematik haben wir das Thema an uns gezogen und warten nun auf die beschlossenen Einzelfallbetrachtungen und Beschlussvorlagen. Die Vereinslandschaft bildet den Kitt unserer Gesellschaft, und deshalb dürfen wir diese durch überzogene bürokratische und finanzielle Forderungen nicht überfordern. Sprich, Anmietungen müssen für diese praktikabel und finanziell stemmbar sein.

Welches Thema hat für Sie noch eine besondere Bedeutung?

Déus: Wir müssen uns 2019 vertieft mit den Details der geplanten großen verkehrlichen Baumaßnahmen der nächsten Jahre und deren zeitlichem Ablauf beschäftigen. Um hier nur einige Projekte zu nennen: Sanierung/Neubau der Nordbrücke, S 13, Verbreiterung der A 59, Maarstraßenanschluss und dem für die B 56 beschlossenen Kreisel. Wir dürfen bei der Umsetzung keinen Verkehrskollaps erleiden, Schulwege müssen sicher und Wege zur Arbeit verträglich bleiben.

Was halten Sie davon, die Auffahrt Pützchen zu schließen?

Déus: Trotz Forderung des Bundes darf es nicht zu einer Schließung der Auf-/Abfahrt Pützchen an der Siegburger Straße kommen. Und auch der beschlossene, aber bislang nicht finanzierte große Kreisel auf der B 56 wird ohne Unterstützung der Bundesebene nicht umsetzbar sein. Themen, die man alleine nicht ansatzweise bewegen kann. In diesem Zusammenhang führe ich aktuell einige Gespräche, bin aber auf Unterstützung angewiesen.

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