Viktoriakarree in Bonn Kritik an der geplanten Jury

Bonn · Die Organisatoren der Bürgerwerkstatt für die Gestaltung des Viktoriakarrees stellen den Beteiligungsprozess zur Neugestaltung des Viktoriakarrees vor. Einige Anwesende sind von den Planungen wenig begeistert.

Eine Bürgerwerkstatt, bei der jeder seine Ideen für das Viertel rund ums ehemalige Viktoriabad vorstellen kann, soll die Wogen zwischen den Bonnern, dem Investor Signa und dem Stadtrat glätten. Doch an der Umsetzung scheiden sich die Geister, wie sich am Montagabend im Café Blau zeigte. Dort stellten die von der Stadt beauftragten Büros ihr Konzept für den Bürgerbeteiligungsprozess vor. Streitpunkte sind vor allem die vorgesehenen Planerwerkstätten und die Entscheidungsgewalt einer Fachjury.

Mit Kreide auf den Gehweg gemalte Pfeile wiesen den Weg zur Eingangstür des Cafés an der Franziskanerstraße. Die Stuhlreihen im Inneren waren schon vor Beginn bis auf den letzten Platz gefüllt. Gekommen waren nicht nur Aktivisten und Anwohner des Karrees, sondern auch viele Bürger aus allen Alters- und Gesellschaftsschichten. Ihnen stellten die Verantwortlichen den geplanten Prozess vor. Entworfen wurde das Verfahren von der Agentur Zebralog, dem Architekturbüro neubighubacher aus Köln und den Bonner Künstlern von CommunityArtWorks. Anwesend war auch Stadtbaurat Helmut Wiesner.

Jeder kann Ideen vorschlagen

Stück für Stück erklärten die Beteiligten das 86.000 Euro teure Verfahren. Auftakt soll im Februar sein. Dann wird das Areal zwischen Franziskanerstraße, Stockenstraße, Belderberg und Rathausgasse mit einer Reihe von öffentlichen Spaziergängen begutachtet, um Ideen zu entwickeln. Danach beginnt ein Online-Dialog: Unter www.bonn-macht-mit.de kann jeder Nutzungsideen vorschlagen. Diese sollen in einem „Markt der Ideen“ und einer „Werkstatt“ weiterentwickelt werden. Die Teilnehmer werden an verschiedenen Thementischen Prüfaufträge und die „Charta Viktoria“ erarbeiten – ein Dokument, in dem festgehalten werden soll, was sich die Bonner unbedingt für die Umsetzung wünschen.

Die Ergebnisse sollen an vier Planerwerkstätten gehen, in denen Teams aus Architekten, Künstlern und Städtebau-Experten an Nutzungskonzepten feilen. Am Ende entscheidet eine Fachjury über das beste Konzept, welches dem Rat und der Öffentlichkeit vorgelegt wird. Beobachtet wird der Prozess durch ein Begleitgremium, in dem unter anderen Signa, die Initiative Viva Viktoria, weitere Bürgervertreter und Experten aus dem Städtebau sitzen sollen. Der ganze Prozess wird im Internet dokumentiert.

Stadtrat entscheidet über finalen Vorschlag

Ob der finale Vorschlag der Bürgerwerkstatt aber zum Tragen kommt, entscheidet der Stadtrat. „Das erstellte Nutzungskonzept ist für den Rat nicht bindend“, so Planungsdezernent Helmut Wiesner. „Da der Rat dem Verfahren jedoch zugestimmt, es der Agentur Zebralog und ihren Partnern in die Hände gegeben und Geld dafür bezahlt hat, wird dem Ergebnis ein hoher Stellenwert beigemessen.“

Wirklich begeistert waren die Anwesenden nicht von diesen Abläufen. Vor allem, dass die Entscheidungsgewalt über die Ideen bei Expertengruppen und einer Jury liegt und nicht bei den Bürgern selbst, sorgte für Unmut. „Ich wünsche mir mehr Eingriffsmöglichkeiten für die Bürger“, sagte zum Beispiel Gisela von Mutius vom Verein Mehr Demokratie.

Die Planer des Verfahrens hatten mit einer solchen Reaktion gerechnet und wollen nun an einigen Stellen nachbessern. „Es wurden heute Abend gute Vorschläge gemacht“, sagte Oliver Märker von Zebralog. „Wir könnten uns zum Beispiel eine vorgezogene Vorstellung der Ergebnisse aus den Planerwerkstätten vorstellen, bevor die Konzepte zur Auswahl an die Jury gehen.“ Doch die Jury soll bleiben. „Ohne sie kann kein Konsens entstehen. Es würde nur eine Collage aus Ideen zusammenkommen, also totales Chaos“, so Mitentwickler Jörg Neubig.

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