Zentrum der weltweiten Kommunikation Neue UN-Organisation in Bonn

Bonn · Das Haus Carstanjen ist Sitz der Aktionskampagne für die Ziele für nachhaltige Entwicklung. Ein erster Blick hinter die Kulissen.

Eine Mitarbeiterin zeigt, wie die Stimmen der Menschen zu den Entwicklungszielen visualisiert werden.

Eine Mitarbeiterin zeigt, wie die Stimmen der Menschen zu den Entwicklungszielen visualisiert werden.

Foto: Benjamin Westhoff

Es ist bunt geworden im Haus Carstanjen. Seit hier im Oktober eine neue UN-Organisation eingezogen ist, gibt es 17 leuchtende Farben auf Plakaten, Tafeln, Wänden und auf einem Rad, dem Symbol der UN-Kampagne. Jede Farbe steht für eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die sich die Vereinten Nationen zur Aufgabe gemacht haben.

Das neue Global Campaign Center in Bonn will sie den Menschen und den Entscheidungsträgern weltweit nahe bringen. Mitchell Toomey, Direktor der Aktionskampagne für die Ziele für nachhaltige Entwicklung (UN SDG), gewährte am Donnerstag einen Blick hinter die Kulissen. Öffentlicher Auftakt für die Arbeit des neuen UN-Büros ist im März 2017 bei einer Konferenz in Bonn.

Die Kampagne läuft bis zum Jahr 2030. Besucher können einen Weihnachtsbaum mit ihren Wünschen für dieses Jahr bestücken, wie Wasser für alle, Bildung und Frieden. Die Mitarbeiter sehen sich als UN-Organisation zum Anfassen, immer nah am Bürger.

Ebenso wichtig für die Kampagne ist aber die virtuelle Realität. Ausgestattet mit Datenbrille und Kopfhörer kann man in eine Straßenszene in Liberia nach der Ebola-Epidemie eintauchen oder Bewohner des Gazastreifens kennenlernen. Die Menschen sollen sich vorstellen können, warum die Entwicklungsziele wichtig sind und wie die aktuellen Probleme auf der Welt aussehen.

Toomey führte die Besucher auch ins hauseigene Fernsehstudio. Hier werden Nachrichten für die ganze Welt produziert. Zeitweise wird Bonn damit quasi zum Mittelpunkt der Welt. Die Lage mitten in Europa sei nämlich für Echtzeitkommunikation ideal, erklärte Toomey. Die UN-Mitarbeiter könnten Ansprechpartner in vielen Ländern direkt erreichen. „Das war in New York ganz anders“, sagte der Direktor.

Hier wurde der Marshallplan unterzeichnet

Er will auch an die reiche Geschichte des Hauses Carstanjen erinnern. Im Flur ist deshalb ein original Marshall-Plan-Stuhl zu besichtigen, der tatsächlich bei der Unterzeichnung des Dokuments im ersten Stock der Villa stand. Von 1950 bis 1957 war das Haus Carstanjen dann Sitz des Bundesministeriums für Angelegenheiten des Marshallplans, später Bundesschatz- und bis 1999 Teil des Finanzministeriums.

Die Schätze der Jahre 2015 bis 2030 sind Daten und Informationen. Damit die Verantwortlichen erfahren, was für die Menschen in ihrem Land wichtig ist, will UN SDG die Bürger befragen. Jeder kann innerhalb der 17 Ziele die auswählen, die er für besonders wichtig hält, um eine bessere Welt zu schaffen. „Messbare Daten kommen auf den Tisch von Entscheidungsträgern, damit diese die ambitionierte Agenda zu ihrer machen“, sagte Anand Kantaria.

Außerdem wollen die Mitarbeiter des neuen UN-Büros die Geschichten hinter den Daten erzählen. Dafür haben sie begonnen, Stimmen und Fotos von Menschen zu den Entwicklungszielen zusammenzutragen. „Humans of MY World“ heißt diese Initiative.

Es gibt viele Möglichkeiten, die Entwicklungsziele selbst bekannter zu machen. Deshalb gibt es bunte Texttafeln, um Selfies mit dem Lieblingsziel zu machen und so zum Beispiel für saubere Energie oder Artenvielfalt im Wasser werben. Bis 2030 will die Bonner Kommunikationszentrale innovative Ideen sammeln, fördern und erproben.

Das Leben auf unserem Planeten zum Besseren wandeln

Bundesaußenminister Frank Walter Steinmeier hatte dazu gesagt: „Die 17 nachhaltigen Entwicklungsziele oder SDGs geben uns Instrumente an die Hand, mit denen wir das Leben auf unserem Planeten zum Besseren wandeln können. Sie sollen alle gesellschaftlichen Bereiche durchdringen und verändern.“

Für Mitchell Toomey ist die Errichtung des Global Campaign Center in Bonn ein „Zeichen der Anerkennung für das unerschütterliche Eintreten Deutschlands für die SDGs“. Bonn als UN-Stadt sei ein „Knotenpunkt der Nachhaltigkeit“. Das neue Bonner UN-Büro hat zehn Mitarbeiter und soll noch wachsen. Die Aktionskampagne teilt sich das Haus Carstanjen mit dem „Wissenszentrum für nachhaltige Entwicklung“ der Fortbildungsakademie des Systems der Vereinten Nationen (UNSSC), ebenfalls eine neue Organisation, die dieses Jahr nach Bonn gezogen ist.

Laut Alice Fišer aus der Informationsstelle der Vereinten Nationen sind mittlerweile insgesamt rund 1000 UN-Mitarbeiter am Rhein. Die größten Organisationen sind das Klimasekretariat mit 500 Mitarbeitern und das Freiwilligenprogramm mit 150.

Jeder kann sich an der „MY World 2030-Umfrage“ der Aktionskampagne beteiligen. Die Umfrage ist jetzt auch auf Deutsch freigeschaltet unter http://myworld2030.org/

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