Neubau in Holzlar Kautex Maschinenbau erweitert Standort Holzlar

Bonn · Die neue Halle soll in einem Jahr stehen. Anlagen des Maschinenbauers aus Bonn produzieren weltweit Kunststoffteile vom Bobbycar bis zum Paddelboot.

 Geschäftsführer Olaf Weiland vor der Steuerung einer Kautex-Maschine.

Geschäftsführer Olaf Weiland vor der Steuerung einer Kautex-Maschine.

Foto: Benjamin Westhoff

Sogar auf dem Rhein waren sie in diesem Sommer zu sehen: Stand-up-Paddler, die auf einer Art Surfbrett stehend über das Wasser gleiten. Für das Bonner Unternehmen Kautex Maschinenbau ist der Trendsport ein gutes Geschäft. Gleich sechs Produktionsanlagen für die Boards habe ein Hersteller aus den USA in Auftrag gegeben, freut sich Geschäftsführer Olaf Weiland. Rund zehn Meter hoch, 20 Meter breit und etwa 2,5 Millionen Euro teuer sind die Stahlkolosse, die aus Kunststoffgranulat die begehrten Paddelbretter fertigen.

Aber auch in den anderen Sparten des Bonner Mittelständlers, Autoteile und Verpackungen, sind die Auftragsbücher für die Kunststoffverarbeitungsmaschinen laut Weiland gut gefüllt: „Wir brauchen dringend mehr Platz für die Produktion und bauen deshalb eine weitere Halle an der Kautexstraße“, kündigte der Geschäftsführer und Mitinhaber an. Bis zum Herbst 2017 soll der Neubau mit 3 900 Quadratmetern Hallenfläche, 1 350 Quadratmetern Büroraum und einem Hörsaal für 400 Personen fertig sein. „Wir investieren hier am Standort rund acht Millionen Euro“, so Weiland.

Auch das Personal will Kautex Maschinenbau deutlich aufstocken. 40 neue Stellen sollen im kommenden Jahr entstehen. „Wir werden die Zahl von 500 Beschäftigten in Bonn überschreiten“, kündigte Weiland an. Die Zahl der Auszubildenden soll von zehn auf 15 pro Jahr steigen.

Im Nachbarunternehmen Kautex Textron, das seit Jahrzehnten nur noch den Namen mit der ehemaligen Schwester teilt, wurde gerade die Streichung von 70 Stellen mit Hinweis auf die schwierige Lage der Automobilindustrie angekündigt. Weiland dagegen sieht die Folgen der Dieselkrise erst einmal gelassen: „Von schärferen Umweltvorschriften haben wir oft profitiert, weil die Hersteller dann auf komplexere Kunststoffteile umsteigen“, sagt der Manager.

Langfristig sei das Unternehmen jedoch bemüht, seine Abhängigkeit von der Automobilindustrie zu reduzieren. So laufen derzeit bei der Abnahme einer Maschine für einen Verpackungshersteller Shampooflaschen vom Band. Die weltweit rund 6 200 Anlagen von Kautex Maschinenbau in aller Welt produzieren außerdem Kinderfahrzeuge wie das Bobbycar, Luftpolstersohlen aus Kunststoff für Joggingschuhe. In den USA werden auf Kautex-Maschinen ganze Gartenhäuser in Einzelteilen aus Kunststoff hergestellt. Sogar über Grabsteine aus dem Material denke ein US-Kunde nach, heißt es bei Kautex.

Mit erwarteten 125 Millionen Euro Umsatz im laufenden Jahr bezeichnet sich Kautex Maschinenbau als Weltmarktführer in der sogenannten Extrusions-Blasformtechnologie. Hierbei wird Kunststoff aus Granulat zu Schläuchen geformt, die – zum Teil in mehreren Schichten – zu Hohlkörper-Formen aufgeblasen werden.

Dabei spielt der effiziente Materialeinsatz für die Kunden eine wichtige Rolle: „Bei der Herstellung von kleineren Kunststoffteilen geht es um Nachkommastellen bei Centbeträgen“, sagt Kautex-Marketingleiter Christian Kirchbaumer. Deshalb verkaufe das Bonner Unternehmen seine bis zu mehrere Millionen Euro teuren Maschinen auch in Schwellen- und Entwicklungsländer. „Am Ende zahlt sich die Investition aus“, meint er.

Neben Westeuropa gehört Asien zu den wichtigsten Märkten von Kautex Maschinenbau. In China betreiben die Holzlarer ein Gemeinschaftsunternehmen und wollen dort in einem Modellversuch das deutsche System der dualen Berufsausbildung vermitteln. „Auch in China haben wir mit Fachkräftemangel zu kämpfen“, sagt Weiland.

Vor allem in Deutschland verfügt Kautex Maschinenbau über ein für den Mittelstand noch ungewöhnliches Mittel der Mitarbeiterbindung: Beschäftige können sich mit einer Summe ab 5000 Euro an ihrem Unternehmen beteiligen. Weiland selber ist mit rund 27 Prozent der größte Einzelanteilseigner neben dem Finanzinvestor Capiton (49,9 Prozent). 45 weitere Mitarbeiter hielten Anteile am Unternehmen, sagt der gebürtige Bonner – für ihn „ein Zeichen von Vertrauen“.

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