Programm der Bundeskunsthalle Bonn Wetter und vieles mehr

Bonn · Spannendes Jahresprogramm der Bonner Bundeskunsthalle für 2017: Die Besucher erwartet Kultur, Comics, Fotografie, eine historische Reise in den Iran und Retrospektiven von Katharina Sieverding und Ferdinand Hodler.

Katharina Sieverding: Nachtmensch / Weltlinie1982

Katharina Sieverding: Nachtmensch / Weltlinie1982

Foto: Bundeskunsthalle

Wetter ist immer, Wetter interessiert jeden. Und so ist es ein kluger Schachzug von Bundeskunsthallen-Intendant Rein Wolfs, dieses populäre Thema ins Programm für 2017 zu heben. „Wetterbericht“ (ab 7. Oktober) heißt die Schau sinnigerweise. Wolfs verspricht eine „poetische Annäherung an ein Phänomen, das uns alle betrifft“, einen „poetischen Wissenschaftswurf mit Kunst, Kultur und Verführung“. Eng vernetzt mit dem Bonner Klimasekretariat und dem Deutschen Museum (München/Bonn) nimmt der Intendant, dessen Vertrag jüngst bis 2023 verlängert wurde, eine alte Tradition des Hauses auf: Wissenschaftsausstellungen à la „Arktis, Antarktis“ und „Outer Space“ waren Publikumsmagneten.

Auch in anderen Bereichen setzt Wolfs bei seinem nunmehr vierten, sehr vielversprechend klingenden Jahresprogramm auf Kontinuität. Auf die politische Künstlerin Hanne Darboven folgen 2017 gleich zwei – womit übrigens auch die viele Jahre lang prekäre Frauenquote wieder ins Lot kommt. Mit der fantastischen, bildmächtigen Katharina Sieverding (Jahrgang 1944) und ihren riesigen Fotos und Projektionen präsentiert sich ein Star der Szene in der großen Halle (ab 10. März).

Die Bundeskunsthalle zeigt eine Retrospektive dieser engagierten, umtriebigen Künstlerin, die ihr Selbstporträt als Waffe und Reflexionsebene einsetzt und keiner politischen oder historischen Auseinandersetzung aus dem Weg geht. Politisch konnotiert ist auch das Werk der jungen Serbin Aleksandra Domanovic (ab 2. Juni), einer Vertreterin der „Postinternet-Art“ (Wolfs), die virtuos mit elektronischen Medien unter anderem die soziopolitischen Verwerfungen auf dem Balkan thematisiert.

Für ein weiteres hochpolitisches Thema hat der Intendant ein Zeitfensterchen für Ende 2017 offengelassen: Die für den Herbst 2016 geplante, ziemlich kurzfristig abgesagte Dokumentation über NS-Raubkunst, den Schwabinger Kunstfund und den Fall Gurlitt könnte dann ins Programm rutschen, sollten bis dahin die Fragen nach dem legitimen Erben geklärt sein (und auch sonst herrscht umfangreicher Recherchebedarf). Das von Gurlitt einst als Erbe auserkorene Kunstmuseum Bern tritt in Bonn nun mit einem anderen Thema auf. Es ist Kooperationspartner bei einem Ausstellungsprojekt über den hervorragenden Maler Ferdinand Hodler, mit Gustav Klimt und Edvard Munch einer der Köpfe der Kunst des Symbolismus und Jugendstils. Mit rund 80 zum Teil großformatigen Werken wird das Werk des Malers präsentiert, der an der Schwelle zur Moderne steht (ab 8. September).

In populärere Gefilde begibt sich die Bundeskunsthalle mit der nach eigenen Angaben bisher umfangreichsten Schau in Deutschland zur Geschichte des Comics: „Comic! Mangas! Graphic Novels!“ führt in die witzige, quirlige Welt der Superhelden und Sprechblasen, untersucht das beliebte Massenmedium von den Anfängen um 1895 bis heute (ab 7. Mai). Sicherlich ein Spaß für die ganze Familie und Freunde der „neunten Kunst“, als die sich das Comicwesen nach dem Abstreifen des Schmuddelimages versteht.

Den Traditionsstrang großer kulturhistorischer Ausstellungen – davon hat die Bundeskunsthalle eine ganze Serie zu bieten – nimmt die Schau „Iran. Frühe Kulturen zwischen Wasser und Wüste“ auf, deren Spektrum vom 7. Jahrtausend vor Christus bis zum ersten Jahrtausend vor Christus reicht. Es ist eine Reise zu einer faszinierenden Kultur mit rund 400 Objekten, Fotos, Panoramen und Filmen, die den Bogen von der Natur zur Kultur schlagen. Ein Paradiesgarten auf dem Museumsplatz soll die Besucher einstimmen (ab 13. April).

Traditionell präsentieren sich auch 2017 wieder die Studierenden deutscher Kunsthochschulen – diesmal sind es aber allein die Preisträger des hochkarätigen Wettbewerbs, die in einer kuratierten Schau gezeigt werden. Eine Aufwertung des Formats, wie Wolfs meint (ab 10. November).

Streng genommen beginnt das neue Programm bereits kommende Woche: Mit „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ ventiliert die Bundeskunsthalle ab 22. November nicht mehr und nicht weniger als 100 000 Jahre Kulturgeschichte – ein spannender Parforceritt. Mitte der Woche folgt „Artists against Aids“ und ab 2. Dezember einer der Höhepunkte: Die Werkschau des genialen Bürgerschrecks Gregor Schneider.

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