Stadtentwicklung in Sankt Augustin Bürger sehen Klimasiedlungen kritisch

Sankt Augustin · Stadt Sankt Augustin erarbeitet mit den Bewohnern ein Konzept zur energetischen Sanierung und Barrierefreiheit zweier Wohnquartiere im Spichelsfeld und in der Berliner Siedlung.

 Das Spichelsfeld ist ein Wohnquartier, das einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll.

Das Spichelsfeld ist ein Wohnquartier, das einen Beitrag zum Klimaschutz leisten soll.

Foto: Holger Arndt

Die Konzepte der Klimasiedlungen in den beiden Wohnbereichen Spichelsfeld und Berliner Siedlung sind fertig. Die Zweifel an deren Sinnhaftigkeit bleiben allerdings bei den betroffenen Anwohnern. Knapp 50 Bewohner folgten der Einladung der Stadt zur Vorstellung der Konzepte in die Mensa der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. Uneingeschränkte Zustimmung zu dem Projekt gab es an diesem Abend keineswegs.

Vorgestellt wurde das Projekt, das zwei Jahre lang unter intensiver Beteiligung der betroffenen Anwohner erarbeitet wurde, von der Klimaschutz-Managerin Natalie Nellißen und ihrem Kollegen aus dem Büro für Umwelt- und Naturschutz, Gerhard Kasper. Rainer Gleß, Erster Beigeordneter, nahm bei seiner Einführung in die Veranstaltung die Sorgen der Betroffenen auf und stellte klar, dass dieses Konzept aufzeige, was möglich sei. „Sehen Sie es als ein Angebot das aufzeigt, welche Möglichkeiten sie haben, um einen Beitrag zum Klimaschutz oder zur Barrierefreiheit in ihren Häusern und Wohnungen zu leisten.“

Warum es wichtig ist, etwas für den Klimaschutz zu tun, dass in Sankt Augustin ein Drittel der Kohlendioxyd-Emissionen durch die Haushalte produziert werden, und dass ein Haus im Durchschnitt nach 50 Jahren zum Sanierungsfall wird, interessierte die Zuhörer nicht wirklich. Sie waren vielmehr gekommen, um konkret zu erfahren, welche Maßnahmen vorgeschlagen werden und welche Vorteile die Klimasiedlung für die Bürger hat. Dass diese Vorteile am Ende weniger in der finanziellen Unterstützung als vielmehr in der Beratung liegen, wurde schnell klar und sorgte erneut für Unmut und auch dafür, dass einige Bürger die Mensa bereits vor Abschluss der Veranstaltung verließen.

„Hätte man sich nicht die Kosten für den Sanierungsberater sparen und dieses Geld auf die Bewohner, die energetisch sanieren wollen, verteilen können?“, lautete zum Beispiel eine Frage an die Klimaschutz-Managerin. Nellißen und Kasper verwiesen auf bestehende Fördermöglichkeiten, und um diese auch voll auszuschöpfen, sei der Sanierungsmanager ebenfalls da. Er solle zudem die Bewohner zu Maßnahmen motivieren, was Kosten senke, und er solle diejenigen ansprechen, die bisher noch nicht an eine energetische Sanierung gedacht haben.

Gegen Ende der Veranstaltung wurde es dann konkreter. Beispielhaft stellte Nellißen drei mögliche Sanierungspakete vor, die sie mit Kosten und Einsparpotenzialen hinterlegte. Die Kosten reichten von 7500 bis 70 000 Euro, je nach Umfang der Maßnahme. Mögliche Zeitachsen zur Umsetzung von Maßnahmen im öffentlichen und im privaten Bereich wurden ebenfalls vorgelegt. Auch die Ängste der Mieter in den Mehrfamilienhäusern an der Berliner Straße vor einer Mieterhöhung nach der Sanierung, versuchte sie zu zerstreuen. „Die GWG ist gemeinnützig und es ist ihr ein großes Anliegen, die Wohnqualität ohne Kostensteigerung für die Mieter zu verbessern“, so Nellißen. Was möglicherweise auf die Kaltmiete aufgeschlagen werde, könne bei den Nebenkosten eingespart werden. Sie fordert die Bürger auf, Ideen und Kritik an sie zu leiten. „Teilen Sie uns mit, wie wir Sie ansprechen sollen“, appellierte sie. Der Redebedarf war groß und wurde nach der Vorstellung in Vier-Augen-Gesprächen fortgeführt.

Die Konzepte der beiden Klimasiedlungen können über die Homepage der Stadt, www.sankt-augustin.de, heruntergeladen werden.

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