Versicherungsgruppe in Bonn Neuer Zurich-Chef verschärft den Sparkurs

Bonn · Die Zurich Versicherung mit Deutschlandsitz in Bonn streicht deutlich mehr Stellen als angekündigt. Bis Ende 2018 sollen bei der Zurich Gruppe Deutschland 825 Arbeitsplätze wegfallen.

Gerade einmal zwei Monate ist Marcus Nagel als Vorstandschef der Bonner Zurich Versicherungsgruppe Deutschland im Amt, und schon zieht er die Daumenschrauben an. Nach schlechten Zahlen im vergangenen Jahr soll der von seinem Vorgänger Ralph Brand eingeschlagene Sparkurs verschärft werden: Statt bisher 500 stehen nun 825 Stellen in Deutschland bis Ende 2018 auf der Streichliste. Sollten die Arbeitsplätze nicht durch Fluktuation oder freiwilliges Ausscheiden frei werden, wollte Nagel auch Kündigungen auf Nachfrage nicht explizit ausschließen. Insgesamt beschäftigt die Deutschland-Tochter des Schweizer Versicherers derzeit rund 5200 Menschen, davon etwa 2700 in Bonn und Köln.

Der Sparkurs ist ein Teil der Strategie, den Konzern nach deutlichen Ergebnisverlusten im vergangenen Jahr wieder profitabler zu machen. Im vergangenen Jahr sank das von der Gruppe ausgewiesene Betriebsergebnis vor Steuern um 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 208 Millionen Euro. Während die Geschäfte mit Lebensversicherungen zu wachsendem Gewinn führten, brachen die Einnahmen bei Schadensversicherungen von 120 auf zehn Millionen Euro ein.

„Da haben wir Federn lassen müssen“, räumte Nagel ein. „Wir sind aber optimistisch, dass 2016 wieder ein gutes Jahr wird.“ Finanzvorstand Carlos Schmitt verwies auf mehrere Großschäden im vergangenen Jahr, für die der Versicherer habe aufkommen müssen.

Die Beitragssumme stieg 2015 um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 6,55 Milliarden Euro. Unter anderem habe ein größerer Einzelabschluss zu dem Anstieg geführt, hieß es.

Parallel zum Sparkurs will Zurich bis zum Jahr 2019 rund 200 Millionen Euro in die Neuausrichtung des Konzerns investieren. Die Versicherung will ihr Online-Angebot ausbauen. Nachdem bisher nur Kfz-Versicherungen im Netz verkauft wurden, sollen nun auch alle anderen Sparten online vertrieben werden. „Die richtige Mischung aus Internetangeboten und persönlicher Beratung wird ein entscheidendes Kriterium für Erfolg in der Branche“, meint Neu-Vorstand Nagel. Verschiedene Versicherungsmarken wie DA Direkt oder Baden-Badener sollen in der Hauptmarke Zurich aufgehen.

Zusätzliches Geld dürfte im laufenden Jahr der Verkauf der konzerneigenen Gebäude in Bonn und Köln in die Kasse spülen. Der Vertrag mit einem Investor für das Immobilienkarree an der Poppelsdorfer Allee in Bonn und den Standort an der Riehler Straße in Köln stehe kurz vor Unterschriftsreife, sagte Nagel gestern. Zurich bleibt als Mieter in den Räumen, bis der neue Konzernstandort in Köln voraussichtlich 2019 fertig ist.

Wie bereits berichtet, legt der Konzern die beiden Standorte in einem angemieteten Neubau in Köln-Deutz zusammen. In der nächsten Woche soll der Vertrag mit den Immobilienentwicklern Strabag und ECE unterzeichnet werden. Auch die Standorte Oberursel, Wiesbaden und Frankfurt sollen bis 2019 in ein neues gemeinsames Gebäude in Frankfurt ziehen.

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